Bildung

Lern was, dann wird was aus dir?
Bildung ist einer der Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Neben der beruflichen Karriere ist auch der soziale Status eng mit dem Bildungsabschluss verbunden. Denn in weiten Teilen der Gesellschaft gilt der Grundsatz, die Schule biete allen eine Chance, die nur hart und fleißig genug daran arbeiten würden. Dabei ist diese These bereits wissenschaftlich widerlegt (Quelle: https://www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/schulischer-misserfolg-hat-nicht-nur-mit-leistung-zu-tun/)
„Bildungs(miss)erfolg hat in Deutschland nur wenig mit Fleiß zu tun.“
Bildungserfolg und Soziale Herkunft hängen bei uns in Deutschland leider immer noch zusammen. So hat etwa der Hochschulbildungsreport 2020 ergeben, dass von 100 Kindern aus Akademiker*innenhaushalten 74 nach der Schule mit einem Studium beginnen und 10 von diesen im Laufe ihres Lebens promovieren. Im Gegensatz dazu beginnen von 100 Kindern aus Haushalten von Nicht-Akademiker*innen nur 21 ein Studium und nur ein*e davon wird schlussendlich Promotionsabsolvent*in.
(Quelle: https://www.hochschulbildungsreport2020.de/chancen-fuer-nichtakademikerkinder)
Als Sprecherin für Jugendpolitik und Berufliche Bildung ist es mir ein Anliegen, dass Ausbildungen soweit attraktiver gestaltet werden und die Angebote in Berlin so bekannt werden, dass mehr junge Menschen mit egal welchem vorherigem Bildungsabschluss diese für ihren Lebenslauf in Betracht ziehen.
Wenn wir uns anschauen, wie eng sozialer Hintergrund mit Bildungserfolg und –chancen zusammenhängen, dann ist klar: Unser Bildungssystem ist ungerecht. So muss es Kindern aus Nicht-Akademiker*innenhaushalten genauso möglich sein den höchsten Bildungsabschluss zu erlangen, wie solchen, mit Eltern die selbst studiert haben.
Die eigene Bildung ist am meisten von der finanziellen Situation der Familien abhängig. Im Laufe eines gymnasialem Schullebens von der 1. bis zur 12. Klasse kostet ein Schulkind die Eltern im deutschen Durchschnitt über zwanzigtausend Euro (Stand 2022). Dabei machen fast ein Drittel der Kosten die Hort-Betreuung aus, aber auch ÖPNV, Klassenfahrten und Schulessen sind kostenintensiv. So müssen wir bei Diskussionen um einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr oder um Modelle wie das 9€-Ticket auch an Schulkinder und ihre Eltern denken.
Fördernder Unterricht ist nicht selbstverständlich. Jedes Kind muss eine Grundschule in der unmittelbaren, gut-angebundenen Nähe haben, denn der Ort der Einschulung darf nicht über die Zukunft des Kindes entscheiden. Keinem Kind sollte es zugemutet werden, jeden Tag mehrere Stunden Bus fahren zu müssen, um eine Grundbildung zu erlangen.
„In einem globalen Deutschland müssen wir die Muttersprachen von migrantisierten Kinder unbedingt fördern.“
Als Folge der Globalisierung wird die Pendelmigration von migrantisierten Menschen immer mehr zunehmen. So muss es ein integraler Bestandteil unseres Bildungssystems sein, dass die Erst- und Zweitsprachen von Menschen mit Migrationsgeschichte erhalten und gefördert werden. Neben der Nähe zu Sprache und Kultur, kann eine breite Sprachenkenntnis auch Chancen für den zukünftigen Bildungs- und Berufsweg ermöglichen, aber auch das Erlernen von neuen Sprachen erleichtern.
Diskriminierung gehört leider immer noch zum Schulalltag in Deutschland. Dabei sind gerade junge Kinder oft noch frei von sexistischen, rassistischen und klassizistischen Denkmustern und sollten diesen nicht in der Schule ausgesetzt werden. Wie sollen Kinder und Jugendliche freie Entfaltungsmöglichkeiten haben, wenn die Lehrinhalte und Strukturen selbst von Diskriminierung geprägt sind? So beinhalten beispielsweise die Vorgaben über die Pflichtlektüre zum Abitur für Berlin und Brandenburg keine einzige weibliche Autorin sowie nicht-weiße Autor*innen, weder für das Jahr 2021 noch 2022.
Auch unser Notensystem ist selektiv und kann Diskriminierung begünstigen. Ziffernoten suggerieren Vergleichbarkeit, doch sie sind in Wahrheit subjektiv und ungenau. Auch Lehrkräfte sind logischerweise keine neutralen Identitäten. Deshalb setzte ich mich dafür ein, dass Schulen die Wahl haben, ein Benotungssystem abzuschaffen. Stattdessen bieten z.B. Lernberichte ein dialogisches und konstruktives Verfahren der Rückmeldung.
